Vor zehn Jahren wurde in Haldenstein das erste Windrad errichtet. Josias F. Gasser und Jürg Michel haben zuvor jahrelang für das Windrad gekämpft. Am 18. November von 10 – 16 Uhr feiert nun die ganze «Windrad-Familie» mit der Bevölkerung ein grosses Fest.
Ein Markstein: In Haldenstein wurde die Energiewende – mindestens im Kleinen vor zehn Jahren mit dem Bau der ersten und bislang einzigen Grosswindanlage in Graubünden eingeleitet. Sie versorgt Haldenstein mit seinen rund 1000 Einwohnern inkl. aller Gewerbebetriebe mit Strom. Produziert werden pro Jahr rund 4,5 Millionen Kilowattstunden (= 4,5 Gigawattstunden).
«Als Dank an die seinerzeitige Weitsicht der HaldensteinerInnen, welche den Bau des 119 Meter hohen Windrades – die drei Flügel sind je 56 Meter lang – ermöglichten, wollen wir nun gemeinsam ein Windradfest feiern», sagen Josias F. Gasser und Jürg Michel von der Calandawind AG. Das Jubiläumsfest soll nicht nur Dank an die Bevölkerung sondern ebenso ein Dank an alle am damaligen Projekt Beteiligten für deren fundierte Abklärungen sein. Gewürdigt wird zudem die unkomplizierte Zusammenarbeit mit den Behörden.
Bedenken seitens des Naturschutzes, dass Vögel oder Fledermäuse in die rotierenden Blätter geraten könnten, haben sich nicht bewahrheitet. Das Abschaltregime hat funktioniert. Die Calandawind AG plant nun rund 800 Meter südlich der bestehenden Windenergieanlage (OLDIS I) ein neues Windrad (OLDIS II). «Der Bau neuer Anlagen ist nicht zuletzt im Hinblick auf die Importabhängigkeit von Strom im Winter unverzichtbar», sagen Gasser und Michel.
Vertiefte Informationen
«Wir möchten während des zehnjährigen Jubiläumsfestes natürlich ebenfalls am «drehenden» Objekt mit Fakten aufzeigen, dass Bedenken oder Ängste vor Grosswindanlagen unberechtigt sind.» Die Entwicklung der Windenergie dürfe nach Ansicht von Gasser und Michel nicht zur Glaubensfrage verkommen. Festbesucher erhalten darum die Möglichkeit, durch Besichtigung sich breit und vertieft über Windenergieanlagen (WEA) zu informieren. Sie können sich vor Ort überzeugen, dass Lärmimmissionen, Schattenwurf sowie angeblich fehlender Vogel- und Fledermausschutz schwache Argumente gegen Windenergieanlagen sind. Genau so wie beispielsweise Hochhäuser, Staumauern, Bergbahnanlagen und bedingt Hochspannungsleitungen können WEA nicht unter dem Boden gebaut werden. Wichtig ist indes, wo Bauten stehen, wie sie ins Landschaftsbild passen und dieses natürlich auch beeinflussen.
«Wir meinen, wer den Vorteil der einheimischen Stromproduktion nutzen will, muss unvermeidbare Nachteile bewerten und allenfalls in Kauf nehmen», geben die Windrad-Initianten zu bedenken. Genauere Windmessungen hätten ergeben, dass es auf 150 oder 250 Meter über dem gewachsenen Boden mehr windet als in Bodennähe. Die vom drehenden Rotorblatt überstrichene Fläche und die Geschwindigkeit der Luftmassen auf bestimmter Höhe bestimmen die Kraft des Windes und somit den Ertrag. «Es macht also Sinn, eine WEA an einem geeigneten Ort so zu bauen, dass sie den höchsten Ertrag bringt».
Abklärungen für OLDIS II auf gutem Wege
«Für unser zweites Projekt, OLDIS II, ist die zehnjährige Erfahrung mit der bestehenden Windenergieanlage (OLDIS I) äusserst wertvoll. Alle zu berücksichtigenden Rahmenbedingungen sind abgeklärt und erfüllt (Abstände zur Hochspannungsleitung, Wildbrücke, bewohnte Häuser, Lärmschutz, Vogel- und Fledermausschutz). Das Mitwirkungsverfahren, d.h. die Möglichkeit aller Mitbürgerinnen und Mitbürger der Stadt Chur, weiterer interessierter Kreise und vom Projekt direkt betroffener Personen, eine Stellungnahme zum Projekt abzugeben, startet voraussichtlich im Januar 2024. Anschliessend wird die Churer Stimmbürgerschaft über die Nutzungsplanung abstimmen können. Wenn alles nach Plan läuft, erhalten wir die Baubewilligung im Frühjahr 2025 und können dann mit dem Bau loslegen.»
Josias F. Gasser und Jürg Michel freuen sich auf das Jubiläumsfest mit Familientag vom 18. November, das mit vielen Informationen rund um Windenergieanlagen bereichert wird.